(WS) Die Auf­ga­ben, vor denen der Ber­li­ner Senat steht, sind alles ande­re als tri­vi­al: Eine hohe Lebens- und Umwelt­qua­li­tät soll in der Stadt gewähr­leis­tet sein, eben­so wie ein qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Wirt­schafts­wachs­tum. Das ist schon schwer genug. Hin­zu kommt eine Auf­ga­be, die in ihrer Dra­ma­tik immer noch unter­schätzt wird: Ber­lin wächst und braucht drin­gend inner­städ­ti­sche Flä­chen für erschwing­li­chen Wohn­raum. Ande­re euro­päi­sche Metro­po­len haben schon längst “Leit­in­itia­ti­ven zur Boden­mo­bi­li­sie­rung für das Stadt­wachs­tum” ent­wi­ckelt und sind dabei hoch krea­tiv. Sie wid­men inner­städ­ti­sche, ehe­mals von der Bahn für den über­re­gio­na­len Güter­fern­ver­kehr genutz­te Flä­chen für den Woh­nungs­bau oder die Ansied­lung von Klein­un­ter­neh­men um und lei­ten den Güter­fern­ver­kehr über Außen­rin­ge um die Städte.

Ber­lin geht einen ande­ren Weg: Es nimmt hin, dass sol­che ent­wick­lungs­fä­hi­gen City-Flä­chen Bestand­teil einer euro­pa­wei­ten Güter­fern­ver­kehr-Tras­se der Deut­schen Bahn wer­den. Sie sind damit für lan­ge Zeit der Flä­chen­si­che­rung für ande­re Zwe­cke ent­zo­gen. Bereits bestehen­de Wohn­raum­pla­nun­gen, wie z.B. 850 neue Woh­nun­gen in Tem­pel­hof-Schö­ne­berg, auf dem Gelän­de eines ehe­ma­li­gen Güter­bahn­hofs wer­den damit gefähr­det. Dabei ver­fügt kaum eine Stadt über mehr brach­lie­gen­de Bahn­flä­chen, die sich für Archi­tek­ten­wett­be­wer­be zum Woh­nen und Arbei­ten in Cowor­king Spaces anbie­ten würden.

Kri­tik an den Aus­bau­plä­nen des Güte­rin­nen­rings wird häu­fig abge­tan als “Kla­gen auf hohem Niveau” von eta­blier­ten Wil­mers­dor­fer und Frie­de­nau­er Bür­gern. Das Gegen­teil ist rich­tig. Sie bekla­gen die man­geln­de Weit­sicht und sor­gen sich um die künf­ti­gen stadt­räum­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen. Sie wis­sen sehr wohl, dass einer­seits eine Stadt nicht ohne effi­zi­en­te Trans­port- und Logis­tik­sys­te­me aus­kommt, ande­rer­seits eine lärm- und emmis­si­ons­ar­me Logis­tik die Vor­aus­set­zung für eine hohe Stadt- und Umwelt­qua­li­tät ist.