
Station 3 // Ein Paar fährt Fahrrad: Drei Monate nach Kriegsende sind die Straßen unwirklich sauber und leer, der Hinterreifen ist platt, die Stimmung gut.
Vor der Kulisse der stark in Mitleidenschaft gezogenen Fassaden der Kaiserallee 155 – 159 werden Straßenbahnoberleitungen repariert, aus dem Damenbekleidungsgeschäft Rommel im Eckhaus Kaiserallee 155 / Tübinger Straße 4a quillt der Trümmerschutt.
Die Nordseite des Platzes, der wohlproportionierte Straßenraum mit seinen Alleebäumen und den 7 m breiten Vorgärten ist verschwunden – wie auch die beliebte Konditorei W. Ernst in der Kaiserallee 157. Im Jahr 1950 wird der Straßenzug in Bundesallee – der Kaiserplatz in Bundesplatz umbenannt.
In den sechziger Jahren wird dieser Ort durch die geschwungene Straßenführung und die beginnende Anrampung des Bundesplatz-tunnels endgültig verunstaltet und ist durch die unmäßige Aufweitung des Straßenraumes kaum wiederzuerkennen. Anstelle des Eck-hauses steht heute ein Neubau mit dem Küchenfachhandel Brock & Stephan.
Text: Christina Kautz

Station 3.1 // Drei Männer auf einer Stehleiter, ein vierter zieht. Schräg gegen-über des Gebäudes der Berufsgenossenschaft Handel und Waren-logistik, Trägerin der gesetzlichen Unfallversicherung für Unterehmen der Branchen Groß- und Einzelhandel reparieren Monteure die Oberfahrleitung der Straßenbahn in schwindelerregender Höhe.
Im August 1945 hat Fritz Eschen die hohläugige Fassade des Hauses Kaiserallee 155 mit dem charakteristisch abgetreppten Giebel abgelichtet – gegenüber des an sein Wohnhaus Kaiserplatz No. 1 grenzenden Tennisplatzes mit den Nummern Kaiserallee 59 und 60.
Der durch zwei Brandwände begrenzte ehemalige Tennisplatz ist trotz Bauabsichten in den 30er Jahren unbebaut geblieben und ermöglicht den Durchblick vom Bundesplatz auf den Turm der Heilig-Kreuz-Kirche in der Hildegardstraße – bis heute.
Die Straßennummern Bundesallee 59 und 60 werden schon lange als Parkplatz genutzt. Die Straßenbahn wurde in den sechziger Jahren durch die U9 ersetzt, seither ist der Straßenraum vollständig durch den Autoverkehr belegt.
Text: Christina Kautz
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Themen der einzelnen Stationen
1.0—Kunsthochschule im Verwaltungsgebäude
2.0—Ein Kind bläst Seifenblasen
2.1—Ein Ort für Bedürfnisse
3.0—Ein Paar fährt Fahrrad
3.1—Drei Männer auf einer Stehleiter
4.0—Zwei Kinder, ein Roller und eine Litfaßsäule
4.1—Drei Kinder und ein Roller
5.0—Eine prall gefüllte Ledertasche
6.0—Lange Schlange vor dem Pilsator
7.0—Ganz schön verzettelt
7.1—Das geteilte Haus
7.2—»Macht das Tor auf!«
7.3—Die Barriere bekommt Verstärkung
7.4—Mittelstützen für den Ring
7.5—Tunnel von unten
7.6—Tunnel von oben
8.0—Ich will hier einfach nur sitzen
9.0—Sichtlich fröstelnd
Station 10 (Friedrich Seidenstücker)
10.0—Alltag am Kaiserplatz 16 / 17
10.1—Kaiserplatz 16 – zweiter Hinterhof – Gartenhaus
10.2—Seidenstückers Gartenhausbalkon
10.3—Sommer vorm Balkon
10.4—Brandwand um Brandwand
10.5—Stein für Stein
11.0—Berlin, Ecke Bundesplatz