Seit Jah­ren steht das Schoe­ler-Schlöss­chen in der Wil­helm­saue leer. Der Bezirk lädt für Mitt­woch, den 26. Novem­ber, um 20.00 Uhr, in den Gemein­de­saal der Auen­kir­chen­ge­mein­de Wil­helm­saue 118a, zu einer Infor­ma­ti­ons- und Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung über neue Nut­zungs­ideen mit der zustän­di­gen Bezirks­stadt­rä­tin Dag­mar König ein. Lesen Sie die Ein­la­dung hier: Fly­er Ein­la­dung Schoeler-Schlösschen

Ein Kommentar

  1. Frau König und ihr Schloss.

    Von Bür­ger­initia­ti­ven wer­den in Ber­lin seit Jah­ren ver­bind­li­che Betei­li­gun­gen an allen poli­ti­schen Pla­nungs­pro­zes­sen gefor­dert. Spä­tes­tens nach den Erfah­run­gen mit Tem­pel­hof wird die­ses The­ma jetzt auch in den Ber­li­ner Par­tei­en dis­ku­tiert. So auch in der CDU. Für Ste­fan Evers, ihr städ­te­bau­li­che Spre­cher im Abge­ord­ne­ten­haus von Ber­lin ist das auch klar:” Um gute und breit getra­ge­ne Pla­nungs­er­geb­nis­se zu erzie­len, müs­sen Belan­ge der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von Beginn an in das Ver­fah­ren ein­ge­bracht und ernst­haft berück­sich­tigt wer­den”.…… Aber wie ver­bind­lich sind sol­che poli­ti­sche Aus­sa­gen gemeint? Was meint von Beginn an und wer bestimmt, was ernst­haft berück­sich­tigt wer­den muss? 

    Nun lud Ste­fan Evers, für Sie vor Ort CDU, zu einer Infor­ma­ti­ons- und Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung zur Zukunft des Schoe­ler-Schlöss­chens ein. Man konn­te gespannt sein. Um es jedoch vor­ab zu sagen, es lief ab wie immer. 

    Nach über ca. zwei Jah­ren Pla­nungs­zeit wur­den die Bür­ger aus dem Umfeld des Schoe­ler-Schlöss­chen ein­ge­la­den. Bezirks­stadt­rä­tin Dag­mar König stell­te ein Pro­gramm für eine “opti­ma­le sozio­kul­tu­rel­le Nut­zung” des Schoe­ler-Schlöss­chen vor, das aus ihrer Sicht und mit allen Betei­lig­ten(?) ein inhalt­lich und zeit­lich abge­stimm­tes Kon­zept ent­wi­ckelt haben. Bau­rei­fe Archi­tek­ten­plä­ne soll­ten das unter­mau­ern. Anträ­ge an die Lot­to­ge­sell­schaft wur­den bereits gestellt. 

    Die Bür­ger wur­den jedoch zu kei­ner Zeit gefragt geschwei­ge denn betei­ligt. So geht auch das Kon­zept voll­stän­dig an der Lebens­wirk­lich­keit und den Wün­schen der dort woh­nen­den Bür­ger vor­bei, was auch die kri­ti­schen Bei­trä­ge der Anwe­sen­den ver­deut­lich­ten. Nicht nur das. In dem Kon­zept fin­den sich Sät­ze wie “ Die Ange­bo­te für Senio­ren und Senio­rin­nen fin­den in der Regel nicht in den Abend­stun­den statt, inso­fern sind Kol­li­sio­nen mit der kul­tu­rel­len Nut­zung, die erfah­rungs­ge­mäß eher in die­ser Zeit statt­fin­den, nicht zu erwar­ten.” Hier wird ein Alten­bild repro­du­ziert, das eher nach Aus­gren­zung und Dis­kri­mi­nie­rung klingt anstatt nach Inte­gra­ti­on. Man fin­det noch wei­ter Text­pas­sa­gen, die die anwe­sen­den “Senio­ren” und auch jün­ge­re Anwe­sen­de empörte.

    Das vor­ge­leg­te Kon­zept erin­nert eher an eine Sozi­al­sta­ti­on mit einem nicht­pro­fes­sio­nel­len Mini­ca­fe. Was von den Bür­gern gewünscht wird, ver­deut­lich­te die Zwi­schen­nut­zung. Ein stän­dig gut besuch­tes pro­fes­sio­nell geführ­tes Cafe, dass von Jung und Alt besucht wur­de, besetz­te Tische im Vor­gar­ten, ein Informations‑, Klein­kunst- und Dis­kus­si­ons­pro­gramm, das oft in völ­lig über­füll­ten Räu­men statt­fand, Raum­ver­mie­tung für Fami­li­en­fei­ern, Bür­ger­initia­ti­ven und sons­ti­ge Gesell­schaf­ten, Aus­stel­lun­gen. So impro­vi­siert dies alles war, wur­de es von allen Bür­gern ange­nom­men und ver­bes­ser­te Stim­mung und Urba­ni­tät des Kiezes nach­hal­tig. Auch die von Frau König beson­ders erwähn­te Bar­rie­re­frei­heit war vor­han­den, so dass oft geh­be­hin­der­te Men­schen und Fami­li­en mit Kin­der­wa­gen dort einkehrten.

    Wie ernst­haft Frau König mit den Beden­ken der Bür­ger umgeht, wur­de an ihrem Vor­schlag zur Ein­rich­tung eines Stan­des­am­tes deut­lich. Auf die Ein­wän­de, dass die umlie­gen­den Stra­ßen zu jeder Zeit völ­lig zuge­parkt sind, also kei­ne Park­mög­lich­keit für die Hoch­zeits­ge­sell­schaft vor­han­den sind, ent­geg­ne­te sie, dass das Paar und sei­ne Gäs­te sich über­le­gen soll­ten, mit dem Taxi zum Stan­des­amt zu kom­men! Die zusätz­li­che Schad­stoff­emis­sio­nen und Lärm­be­las­tun­gen in einer eher klei­nen Wohn­stra­ße schie­nen ihr ver­nach­läs­sig­bar zu sein.

    Das vor­ge­stell­te Bau- und Nut­zungs­kon­zept stellt kei­ne ange­mes­se­ne Nut­zung des baro­cken Schoe­ler-Schlöss­chens dar. Eine Wei­ter­ent­wick­lung einer Sozi­al­sta­ti­on mit nicht­pro­fes­sio­nel­lem Mini Café um eine “mit Auf­ga­be des Rat­hau­ses Wil­mers­dorf ent­stan­de­ne Lücke zu schlie­ßen(!)” ist an die­ser städ­te­bau­lich beson­de­ren Kiez­la­ge ein­fach deplat­ziert. Das Kon­zept von Frau König berück­sich­tigt weder das Stadt­ent­wick­lungs­po­ten­ti­al des Stand­or­tes und igno­riert völ­lig die hohe Emis­si­ons- und Lärm­be­las­tun­gen im Umfeld, die bei der Viel­zahl der geplan­ten Sozi­al­diens­te unver­meid­lich ist.

    Die Bewoh­ner wol­len einen Treff­punkt für geleb­te Nach­bar­schaft, einem pro­fes­sio­nell geführ­ten Café, ein sozio­kul­tu­rel­les Zen­trum für Alle, Räu­me für Bür­ger­tref­fen und Initia­ti­ven. Dies ist mit dem geplan­ten Kon­zept nicht rea­li­sier­bar. Es ist auch zu bezwei­feln, ob die Lei­tung durch die Bezirks­ver­wal­tung dem Rech­nung tra­gen kann und will. Dabei wäre eine pri­va­te Lösung die rich­ti­ge Vari­an­te, mit Mög­lich­kei­ten der Finan­zie­rung durch die Zivil­ge­sell­schaft, Crowd fun­ding, pri­va­ten Stif­tun­gen und auch öffent­li­chen Geldern.

    Das vor­ge­stell­te Raum­pro­gramm der bau­rei­fen Plä­ne mit einem Café im kleins­ten Raum des EG sind gemes­sen an dem Raum­an­for­de­run­gen eines sozio­kul­tu­rel­len Zen­trums für Alle die fal­sche Pla­nung und die wei­te­re Bear­bei­tung soll­te sofort ein­ge­stellt wer­den. Wird das Kon­zept von Frau König, wie von ihr ange­kün­digt, wei­ter­ent­wi­ckelt, auf­ok­troy­iert die Bezirks­re­gie­rung den Bür­gern ein Nut­zungs­kon­zept, dass gro­ßen und beharr­li­chen Wider­stand her­vor­ru­fen wird. 

    Soll­te ein jun­ger, kon­ser­va­ti­ver Poli­ti­ker wie Ste­fan Evers wirk­lich hin­ter die­sem Kon­zept ste­hen? Ist es glaub­wür­dig wenn er meint, dass mit die­sem Ver­fah­ren die Belan­ge der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger vor Beginn an in das Ver­fah­ren ein­ge­bracht und ernst­haft berück­sich­tigt wur­den? Auch er woll­te die Ein­la­dung frü­her ver­schi­cken, jedoch Abstim­mungs­ver­fah­ren und feh­len­des Geld für den Ver­sand von Ein­la­dun­gen stan­den dem im Wege, äußer­te Herr Evers auf die­se Kritik.

    Wenn die Betei­li­gung der Bür­ger von Anfang an ernst­haft ermög­licht wer­den soll, aber poli­tisch kei­ne ein­heit­li­chen Richt­li­ni­en für Ver­wal­tungs­han­deln erlas­sen wer­den, haben die­se Aus­sa­gen die QUA­LI­TÄT wohl­fei­ler Sonn­tags­re­den. Frau König darf seit ca. zwei Jah­ren genau des Gegen­teil machen, unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit und schafft ganz schnell Fak­ten mit Anträ­gen an die Lot­to­ge­sell­schaft und Archi­tek­ten­plä­nen, die bereits im Novem­ber 2013 vorlagen! 

    Aber auch das Bezirks­amt, Bür­ger­meis­ter Nau­mann und die Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung muss sich die Fra­gen gefal­len las­sen, wie­so sie die­ses Ver­fah­ren zulas­sen konn­ten und wie ernst ihr Anlie­gen der ver­bind­li­chen Bür­ger­be­tei­li­gung über­haupt gemeint ist und wie sie dies poli­tisch zeit­nah umset­zen wollen.

    Wie wür­de mein Enkel sagen:
    Reset­tas­te drü­cken, Alter und neu star­ten, dies­mal mit people. 

    Berlin,5.12.2014

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